Freitag, 7. Mai 2010

13 & 14 Venedig

„Venedig!“ rief schon begeistert Harrison Ford aus, als er als Indiana Jones aus dem Gullideckel auf dem Markusplatz stieg. Die Stadt ist wirklich beeindruckend. Ähnlich wie bei Volterra, macht das Wissen um die Stadt dabei viel aus. Also die Vorstellung, dass da überall Wasser unter einem ist. Und der Markusdom angeblich auf 1 Mio. von diesen Lärchen-Pfählen steht, das ist schon ziemlich irre. Nachts sehen die Kanäle aus wie Straßen, als Tourist im betrunkenen Zustand ist das sicher schon mal schiefgegangen.

Aber jetzt ist es morgens und ausnahmsweise auch mal wieder strahlend schönes Wetter, also nichts wie raus zum Markusplatz. Der Platz an sich ist irgendwie kleiner als gedacht und die Tauben scheinen auch nicht so auf nasse Füße zu stehen und haben sich wohl woandershin verkrochen. Echte Venezianer kleiden sich derzeit in Gummistiefeln. Recht haben sie, denn die Pfützen hier können derartige Ausmaße annehmen, dass sie zu unfreiwilligen Umwegen führen. Vor dem Markusdom ist eine ebensolche und daneben schlängelt sich die recht humane Schlange vor dem Eingang entlang. Nach nur 10 Minuten sind wir drin und erklimmen die Treppen (genau, zur Abwechslung mal wieder Treppen, das quietscht auch so schön mit den nassen Schuhen..) und können für läppische 4 Euro auf dem spektakulären Dach und im oberen Stock herumstromern. Die Aussicht ist von hier phantastisch. Aber noch viel toller sind die Wände und Decken des Doms, die mit 1-2 Cent-Stück großen Mosaiksteinen wunderschöne Bilder zieren. Für die großen Hintergrundflächen wählte man schlicht Gold und das haut in der Größe ziemlich um. Meine Physiotherapeutin meinte so stelle sie sich die Himmelspforte vor – ich mir auch! Und sollte ich noch mal richtig zu Geld kommen, auch unser Badezimmer...

Die Besichtigung lohnt sich und wir lassen uns Zeit. Das goldene Altarbild, für das man extra zahlen muss machen wir nicht, was ich jetzt schon wieder bereue. Der Markusdom heißt übrigens so, weil die Venezianer in der zweiten Hälfte des 9. Jhd. den kompletten Evangelisten Markus aus Konstantinopel geklaut haben und ihn zurück in Venedig als neuen Stadtheiligen ausriefen sowie auf die alte Kirche eine bombastischere, passend zur Bedeutung der Reliquie, bauten. Darauf waren sie zudem so stolz, dass sie diese Geschichte auch gleich bildlich auf dem Portal der Kirche festhielten, als Mosaik, versteht sich. Da kann man daher auch heute noch sehen, wie die alte Kirche aussah.

Aber genug der Beutegeschichten, wir wandern bereits weiter durch die Gassen, kehren mal hier mal dort ein und bewegen uns aber ausschließlich auf „festem“ Boden, die Bootsfahrten haben wir für morgen geplant. Außerdem regnet es in regelmäßigen Abständen wieder, was uns zu dem ein oder anderem Kaffee zwingt. Achim hatte aber Recht, wenn er sagt, Venedig ist schon einfach nur toll, wenn man durch die vielen Gassen geht und die sich plötzlich vor einer Häuserwand oder einem Eingang verlieren. Außerdem ist es natürlich noch immer irre den Gondolieri zuzuschauen, die Polizei-, Umzugs-, Gemüseshop- und Ambulanzboote zu bestaunen, hier findet eben echt alles auf dem Wasser statt. Öfter geraten wir auch in Dreharbeiten, vielleicht war’s ja Angelina Jolie? Die müsste auch gerade hier sein.. Wir bleiben viel draußen, machen natürlich noch mal die Rialtobrücke, luken in die Maskenmalereien hinein (die Dinger sind zwar überall, aber zum Teil auch echt beeindruckend) und laufen quasi durch alle erreichbaren Stadtteile. Von Kirchen haben wir erstmal genug, dabei schmückt sich fast jede hier mit einem echten Tintoretto, Tizian und wie sie alle heißen. Auch das Grabmahl von Canova ist hier, aber unsere Füße schmerzen, denn Venedig ist außerdem schon ziemlich weitläufig. Ein weiterer Schauer nimmt uns dann schließlich auch die Wahlmöglichkeit für unser Restaurant, es ist wie bei Forrest Gump – Wasser, das von unten kommt, Wasser, das von oben kommt – wir kehren also in eine nicht sonderlich hübsche Trattoria ein und sind nach ein paar Minuten versöhnt. Hier kochen noch zwei richtige Mamas, kugelrund und mit 50er Jahre Kassenbrillengestellen auf der Nase, sowie Schürze um. Wir bestellen Spaghetti Carbonara, die gibt es nur für 2 und spielen Susi und Strolchi. Die Spaghetti sind gigantisch lecker und wärmen von innen. Lustig ist, dass die Damen die ganze Zeit in der Küche Radio Anni 60 hören und daher auch mal zu Led Zeppelin den Kochlöffel schwingen. Außerdem schielte Mama 1 beim Portionen abmessen heraus um zu gucken für wen das denn wäre. Demnach sahen wir wohl sehr verhungert aus. Danach wandern wir noch ein wenig weiter um die Pfützen in „unsere“ Enoteka, danach in „unseren“ Pub, wo es noch zünftig Rom-Inter und Tottenham – Manchester City gibt. Wieder im Zimmer schwören wir uns heute keinen Hitchcock mehr zu gucken, was wir bei „Cocktail für eine Leiche“ aber gleich revidieren, es ist doch immer herrlich Vorsätze im Kanal zu versenken.

Neuer Tag, neues Glück. Wieder gibt es einen Latte Macchiato im Café nebenan zur Stärkung und dann geht’s ab aufs Schiff. Die 16 Euro Tageskarte pro Person wollen wir tüchtig ausnutzen, deshalb fahren wir gleich mal den Canal Grande bis Lido, eine Insel mit Strand, wo auch immer die Biennale stattfindet. Die ist zu dieser Zeit aber eher unspektakulär, also gibt’s eine Frühstückspizza und wieder rauf aufs Schiff. Am Arsenal, einem Stadtteil auf der Hauptinsel mit Bäumen (dem Giardino) steigen wir um und fahren weiter nach Murano. Auf diese Insel wurden früher die Glasbläser umgesiedelt, da es den feinen Herren aus Venedig zu heikel war mit der Feuergefahr dieses Handwerks so nah an ihren Palästen. Die Glasbläser aus Murano, die sich sicherlich in ihrem Schneewitchensarg umdrehen würden, sähen sie, was heute so feilgeboten wird, durften auch die weitere Umgebung von Venedig nicht verlassen, aus Angst, sie könnten ihr Wissen hinaus in die Welt tragen und so entwerten. Dafür durften sie ihre Töchter in den Adel verheiraten und das war ziemlich vorteilhaft, denn Venedig ist eine der wenigen Oligarchien, die es über 1100 Jahre geschafft haben zu bestehen. Klar, da gab es mal so einen Dogen, der wollte auch die Kaufleute und Handwerker an den Regierungsgeschäften beteiligen, der wurde dann aber pronto geköpft und sein Konterfei im Dogenpalast bis heute mit einem schwarzen Schleier verhängt. Aber sonst war’s ziemlich friedlich.

Die Insel Murano erreicht man mit einem Zwischenstopp auf der Friedhofsinsel. Das ist uns aber zu morbid heute und deshalb geht es gleich weiter. Leider ist Murano echt langweilig, denn die Glasläden gibt es schon in Venedig City nicht zu knapp, so dass sich hier kein richtiges Staunen mehr einstellen will. Ok, man kann hier wohl auch Glasbläsereien besichtigen, aber dafür sind wir zu spät dran um halb vier. Wir trotten also brav die Ladenstraße mit den unzähligen Glasläden ab, was anderes gibt es hier nicht. Die Holländische Familie hinter uns ist entzückt, als sie ein Touristenramschgeschäft mit übergroßen Samthütten und sonstigem China-Tand erspäht: „Endlich ein normales Geschäft“ rufen sie erfreut. Für uns geht es mit dem Schiff schnell weiter und zwar gegen den Uhrzeigersinn um Venedig rum, so schaffen wir es nämlich noch ins jüdische Viertel, das sich vor allem dadurch auszeichnet, dass die Fassaden hier schlichter und ein wenig höher sind. Schnell noch zur Kirche Santa Maria Dei Miraculi, denn hier soll ein Marienbild wunderwirksam sein und dagegen hätte ich nichts. Leider sind wir auch hier zu spät um beim Bild vorzusprechen, rein kommen wir noch und eine Kerze anzünden kann auch nicht schaden. Kerze anzünden? Tja, nach der Spende kann man sich zwar eine dieser roten Grabkerzen nehmen, die werden dann allerdings nur auf einen Kontakt gesteckt und fangen dann elektronisch an zu leuchten. Wie mystisch. Nach einem obligatorischen Eis hoppen wir noch per Boot ins Studentenviertel und gönnen uns hier heute zum Abschied eine leckere Gourmet-Enotheka, die darauf besteht nur Genüsse aus dem Friaul anzubieten, also der Ecke von Venedig Richtung Kroatien. Schinken ist aber Schinken und wir lassen es uns schmecken. Noch schnell ein paar letzte Andenken gekauft und die letzten 300 Bilder geschossen und ab geht’s ins Hotelzimmer, denn morgen wollen 1400km Heimreise am Stück bewältigt werden.

Die verläuft dann auch erstaunlich unspektakulär, Franz hält sich sehr tapfer und gegen 22.°° Uhr sitzen wir schon in Hürth auf dem Sofa, was ziemlich merkwürdig ist, wenn man morgens in Venedig wach wurde.

Wir hoffen euch hat unsere 14 tägige Reise, die uns und euch immerhin durch 19 Orte auf 4000 Kilometer geführt hat, gefallen. Ein Lob noch an BMFY, so ein Saab ist schon ein tolles Auto! Mittlerweile heißt es für uns schon wieder Home Sweet Home in Essen. Aber der nächste Urlaub und Blog kommt bestimmt.

Cheers, es grüßen euch,
Yvonne & Francois

5 Kommentare:

  1. home sweet home!!1 pronto, pronto, mamazita, ciao

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  2. hello Y&F.... war wieder schön zum lesen, tole Reise! M&M

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