Dienstag, 27. April 2010

05 Cinque Terre

Halleluja, heute heißt es ausschlafen – bis 9.15! Luxus. Danach gibt es einen Latte im Hotel oder das, was unser sympathischer Herbergsvater dafür hält, und schon sitzen wir wieder in BMFY auf dem Weg ins Cinque Terre.


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Es bleibt bergig, bzw. also tunnelig und insgesamt eignet sich der gesamte letzte Streckenabschnitt nicht sonderlich für Leute mit Höhenangst oder schwachen Nerven. Die letzten 30 Km Landstraße gen Vernazza, einem der pittoresken Cinque-Dörfern, sind einfach nur abenteuerlich. Die Aussicht ist atemberaubend, die Kurven jedoch auch, statt Haarnadel ließe sich hier von Korkenzieher sprechen, das ganze in einer Fahrbahnbreite, die maximal „einspurig“ entspricht und trotz irrem Gefälle auf wie neben der Straße auch gerne ohne Leitplanken auskommt. Franz ist völlig gelassen und ruhig, ich versuche mich mit fotografieren abzulenken. Schließlich schaffen wir es bis 1.5 km vor den Ortseingang wo es heißt: blechen oder aussteigen. Wir entscheiden uns für aussteigen und rollen unser Gepäck in den Ort hinein.

Ein Bahnhof über der einzigen „Hauptstraße“, die etwa halb so breit ist wie die Joseph-Lenné, markiert den Ortsbeginn und genau dort setzen wir uns auf eine Bank und warten auf Bartolome, dem wir jetzt mit etwas Netz kurz unsere Ankunft mitteilen konnten. Kurz später begrüßt uns ein gepflegter Herr um die 60, der mal eben meinen Koffer schultert (!) mit dem Hinweis sein Vater hieße nicht umsonst Herkules (auf italienisch wohl Ercole, denn so heißt auch unser Appartement). Barti hat einst in Freiburg studiert und hatte dort eine tolle Zeit, in der er allerdings nur Englisch gelernt hat und ihm gehören neben zahlreichen Appartements auch ein Weinberg, auf den wir von unserem aufgepimpten Gartenhäuschen aus gucken können. Das erzählt er uns, während er quer durch kleine, verschlungene Treppenpfade schlängelt und wir überlegen, ob wir besser Brotkrumen streuen sollen, um jemals wieder zurück zu finden. Das ist dann aber gar nicht so schwer, denn natürlich sind die Cinque Terre Dörfer klein und ursprünglich gehalten und Vernazza gehört noch zu den kleinsten der 5.
Unser Zimmer liegt am Ende des kleinen Gemüsegartens neben echten Zitronenbäumen, die richtige Brummer tragen, die uns Bertolome anbietet zu probieren, ebenso wie Cheo, seinen eigenen Wein. Der hat schon eine gehobene Preisklasse von 10-35 Euro für uns, aber trotzdem überlegen wir mal hier zuzuschlagen, denn alle anderen Anbaugebiete, sei es Wein oder Obst liegen immer rechts und links der Autobahn (wie ja überall in Europa), hier ist aber Naturschutzgebiet und außerdem sind wir direkt am Meer. Ansonsten ist unser Zimmer wirklich romantisch und urig und die Frösche, die hier nachts quaken, die Bahnlinie, die unter uns herläuft und das bis 12 Uhr nachts und die zwei Kirchen, die um die Wette bimmeln stören uns - ohne Ironie - überhaupt nicht.

Nach einer sehr kurzen Pause machen wir uns auf Vernazza ein bisschen zu erkunden und unsere erste Etappe heute zu schaffen: Die Wanderung von Vernazza nach Monterosso.



Die fünf Dörfer sind mit Wanderwegen miteinander verbunden, ebenso wie durch eine Küstenbahnlinie und Schiffsverbindungen, so dass man einen Weg laufen kann und dann angenehm unproblematisch wieder zum Ausgangspunkt zurückkommt. Leider schafft es die dicke, dunkle Wolke nicht über die Weinberge und regnet sich über uns aus, so dass wir mit der Bahn direkt nach Monterosso fahren. Hier beweisen wir uns erstmal wie toll es in unserer Beziehung läuft, indem wir uns jeder in einen dieser superhässlichen Plastikponchos hüllen, um dem anhaltenden Regen zu trotzen. Wir rühmen die Vorzüge der Wetterhülle während sich so ziemlich jeder Italiener darauf verlegt uns zunächst ungläubig anzustarren und dann breit grinsend zu grüßen. Egal. Wir wandern. Zunächst durch Monterosso, was sehr hübsch ist, mindestens doppelt so groß wie Vernazza und auch Mussolini-Wein verkauft. Dann begeben wir uns auf den Wanderpfad und das sogar umsonst, denn die sonst zu entrichtende Gebühr entfällt, da das Bezahlhäuschen bei dem Wetter geschlossen ist.



Die Strecke ist ebenso reiz- wie anspruchsvoll. Sehr steil geht es neben uns hunderte von Metern runter, die wir natürlich zuvor über Treppen aufgestiegen sind, gelegentlich ist der Weg nur einen Fuß breit und außerdem ganz schön glitschig. Trotzdem ist es wunderschön, wir wandern durch Olivenhaine, vorbei an Weinstöcken, Lorbeer- und Zitronenbäumen mit tollem Blick aufs Meer und irgendwann hört es schließlich auch auf zu regnen. Überall riecht es wie in einer Küche, denn der dampfende Boden riecht nach allen möglichen Kräutern, die hier wild wachsen.




Knapp 2 Stunden später sind wir ohne Eile wieder zurück in Vernazza, ein bisschen zittern die Waden und Franz schwärmt von gemischten Fischplatten. Leider heißt es nach einem schnellen Restaurantvergleich wieder Pizza , denn die Preisvorstellungen des vom Tourismus lebenden Dörfchens sind ebenso exklusiv, wie seine Beschaulichkeit. Dafür kehren wir danach in der einzigen noch offenen, etwas jugendlicher wirkenden Bar des Ortes ein und trinken uns durch die Spezialitäten Cheo, Sambuca und Grappa, bevor wir unseren Zitronenhorst erreichen und uns bloggend auf die Matratze fallen lassen.

Hierzu noch ein Wort: Vielleicht ist an der ein oder anderen Stelle der Text etwas lang, ungeschliffen oder fehlerhaft. Aber damit es Spaß macht und auch für uns Urlaub bleibt, verzichten wir auf jegliches redigieren, kürzen und verbessern, denn das würde in Arbeit ausarten, ebenso wie es irre aufwendig wäre eine Auswahl aus den vielen Fotos zu treffen. Für uns ist es oft schon schwierig unser Geschreibsel überhaupt online stellen zu können.. Deshalb: Wenn es euch zu viel wird, zappt einfach ein bisschen drüber. Natürlich finden die Fotos immer ihren Bezug im Text. Und ebenso natürlich werden wir nebenher nicht noch Karten schreiben, außer an diejenigen, die nicht online gehen (we know who you are.. ;)). Eure Kommentare sind jederzeit herzlichen willkommen. Cheers!