Samstag, 1. Mai 2010

09 San Gimignano – Volterra

Heute ist Feiertag, auch in Italien und bei uns. Wir schlafen gemütlich aus, drehen uns noch zweimal nach rechts und links bevor wir mit einem ausgiebigen Frühstück auf der einer unserer Terrassen den Tag beginnen. Neben Caprese, Fenchelsalami & Co gibt es den Kicker und eine Glamour – endlich Urlaub ;)!




Größere Kartenansicht

Gemütlich machen wir uns mittags auf nach San Gimignano, denn eine Stadt, die ein Sight an sich ist, erscheint uns an einem nationalen Feiertag ein gutes Ziel. Auf dem Weg herrscht heute reges Treiben, Salamander, Kröten und anderes Getier kreuzen unseren Weg. San Gimignano liegt wie Volterra auf einer Anhöhe und protzte im 14. Jahrhundert mit 72 Familien-Macht-Türmen, von denen heute noch 14 erhalten sind. Von weitem wird die Stadtsilhouette mangels Größenverhältnisvorstellung beim Betrachten gerne mit Manhattan verglichen. Heute hat San Gimignano, dass Yvonne vor 14 Jahren als verschlafenes Örtchen kennengelernt hat, leider tatsächlich was vom Big Apple, denn halb Italien und alle Touristen haben sich aufgemacht heute den innerhalb der Stadtmauern komplett mittelalterlichen Ort zu erkunden.


Es ist ein Geschiebe wie auf dem Weihnachtsmarkt und wie dort bieten auch alle Geschäfte ungefähr das gleiche an, nämlich im Wechsel Wurst, Wein & Gebäck, dann bemalte Keramik, dann Trikots und merkwürdige Geschmacklosigkeiten bevor es wieder losgeht mit Wurst...

Zumindest kommt hier keine Einsamkeit auf, ein Gefühl, dass wir von unserer Villa kennen, bei der wir uns beide einig sind, dass wir alleine dort nicht wohnen wollen würden. Wir schlängeln also weiter durch die Gassen von San Gimignano, haben aber schon nach zwei Stunden genug und begeben uns zurück nach Volterra, um im Internetcafé des Ortes unseren Blog zu aktualisieren und mal zu gucken wie teuer die Twilight-Führung ist, bzw. was diese umfasst.

Genau um 18.°° Uhr, also mit Toresschluss, betreten wir die Touristikzentrale. Die Twilight-Tour soll 30 Euro pro Person kosten und zeigt einige Stationen des Films, wie ein paar mysteriöse Orte, zu denen sich die Österreichische Angestellte nicht näher auslassen will. Dafür sichert sie mir freudig ein Interview am nächsten Morgen zu, betont, dass der Spiegel, die Zeit und RTL ja auch gerade da waren (O-Ton: „Ich will ja nicht protzen..“) und sorgt dafür, dass wir gratis noch schnell zur gerade begonnenen Führung dazustoßen können. Unsere Guide ist Niederländerin aus Den Bosch, die bereits 30 Jahre in Volterra wohnt, und sich sehr darüber freut mit Franz kleine Schwätzchen auf Holländisch zu halten.
Ansonsten „folgen“ wir dem Weg, den Alice Cullen mit dem gelben Porsche im Film „New Moon“ zurückgelegt hat. Der Rest wurde, obwohl das Buch ausschließlich von Volterra ausgeht, in Montepulciano gedreht. Darüber wird in der Führung aber lässig hinweggegangen, stattdessen führt man die Meute in dunkle Gassen die „vampirgeeignet sein könnten“ und macht das aber ganz charmant. Toll ist, dass wir so die alten römischen Amphitheateranlagen zu sehen bekommen, die wir zuvor im Alleingang nicht gefunden hatten. Volterra ist nämlich von Erdrutschen bedroht und bei einem dieser Erdrutsche vor 60 Jahren wurde diese römische Stätte entdeckt. Überhaupt ist Volterra wirklich interessant, da hier Etruskerzeit (ab 800 v. Chr.), römisches Imperium, Mittelalter und Renaissance sichtbar ihre Spuren hinterließen.



Schließlich wird die Gruppe unter Tage geführt, in einen Hintereingang der auffällig mit dunkelroten Fahnen markiert ist und in etruskischer Schrift „Volturi“ überm Eingang trägt. Klarer Fall, hier ist der geheime Eingang zum Reich der Vampire. Dunkel genug ist es jedenfalls und daher auch irgendwie richtig lebensgefährlich, denn die unregelmäßigen, alten Stufen führen tief hinab in einen Keller und man sieht die Hand vor Augen nicht. Dazu erklingt „Claire de Lune“ von Debussy, ein weiteres Twilight-Schmankerl. Unten angekommen wird offensichtlich das enge Kellergewölbe mit einer Kette verschlossen und nur ein paar Kerzen geben die Sicht frei auf zwei in schwarze Umhänge gewandete Gestalten. Diese schwärmen jetzt aus, um sich einzelne aus der Touristengruppe auszusuchen und beweisen guten Geschmack, indem sie als allererstes Francois auswählen, der als einziger in der ganzen Gruppe von Tuten und Blasen in Sachen Twilight keine Ahnung hat. Er wird einem dritten Schwarzkittel übergeben, der seine Hände schweigend ausgiebig betrachtet und ihn dann auf einen alten Stuhl im Hintergrund führt. Die Szene hat was von gruftigen Hänsel und Gretel, aber auch das geht vorbei, das Licht geht etwas an und wir sehen, dass wir uns in einer Kneipe befinden, wo jetzt Wein, Wurst & Gebäck angeboten wird, während sich die Twilight-Fans auf einer Wand verewigen dürfen und die Volturi-Studenten etwas verloren in ihren schwarzen Umhängen rumstehen. Franz wollte auf den Schrecken nur ein kleines Schlückchen „Blutwein“ haben, weil er ja noch fahren müsste, wie er dem Kellner mitteilt. Der bemerkt nur „es gibt auch andere Probleme“ und macht das Glas randvoll.

Mit etwas Verzögerung kommen wir schließlich im Enj@y-Café an, wo’s endlich ans Bloggen geht, begleitet von italienischen Fußballübertragungen. Nach getaner Tat gondeln wir zurück in unser Villen-Nest und kochen uns Telefonschnur-Spaghetti mit Restesoße, die ganz hervorragend schmecken, dazu gibt es einen Ruffino aus der Region.


Unsere ursprüngliche Planung morgen die Therme di Saturnia – natürliche Schwefelquellen auf Tuffsteintreppen-Wasserfall, Pitigliano, eine Tuffsteinstadt, und den Niki de Saint Phalle-Garten zu machen, lassen wir bedauernd fallen und schwächeln doch mal, denn das hieße mindestens 7-8 Stunden Autofahrt morgen und das ist auf den gefährlichen Landstraßen kein Urlaub, sondern eher eine Strafe. Diese Punkte seien interessierten Italien-Urlaubern aber trotzdem sehr ans Herz gelegt. Mal gucken was uns morgen stattdessen einfällt.

1 Kommentar:

  1. Ich denke, dass vor vielen Jahren diese Stadt galt als wahres architektonisches Wunder

    AntwortenLöschen